Stadtbienen e.V. – Gib Bienen ein Zuhause!

Beitragsbild: © Stadtbienen e.V.

Schon Einstein wusste: Stirbt die Biene, so hat der Mensch noch vier Jahre zu leben.

Auch wenn in den letzten Jahren das Bewusstsein um das ökologische Problem des Bienensterbens stark gewachsen ist, wissen viele Menschen nicht, was sie dagegen tun können. Um die Völkerzahlen wieder ansteigen zu lassen und so dem Bienensterben entgegenzuwirken hat der Stadtbienen e.V. die BienenBox entwickelt – eine Bienenbehausung, die Bienenhaltung für alle zugänglich macht.

Das Konzept der BienenBox ermöglicht es verantwortungsvollen Bienenfreund*innen, ohne größere Vorkenntnisse und mit wenig Zeitaufwand, Bienen ein artgerechtes Zuhause zu geben. Die flexible Bauweise, die speziell an den Gegebenheiten der Stadt orientiert ist, macht es möglich, Bienen am Balkon, im Garten oder auf dem Dach zu halten.

Mit Workshops und Seminaren möchten die Stadtbienen Menschen über die aktuelle Bienenthematik informieren und sie in der eigenständigen Bienenhaltung ausbilden. So sind die Stadtbienen Teil einer Bewegung, die Natur und Bienen statt massigen Honigerträgen in den Mittelpunkt stellt.

Mehr Informationen unter: stadtbienen.org

Hintergrund

Die Thematik des Bienensterbens ist ein ökologisches Problem, welches unsere Gesellschaft in absehbarer Zeit lösen muss. Monokultur und Pestizide in der Landwirtschaft sowie ein Parasit namens Varroa belasten die Bienen stark. Schutz bietet den Bienen der urbane Raum. In den Zeiten des Bienensterbens gilt die Stadt als Rückzugsort für die Biene. Warum? Der Pflanzenreichtum von Kleingärten, Parks, Balkonkästen und urbanen Gärten deckt der Biene kontinuierlich den Tisch. Sie findet das ganze Jahr über ausreichend Nahrung und bleibt von aggressiven Düngern verschont.

Nach Jahrzehnten der sinkenden Imkerzahlen hat sich eine neue Bewegung entwickelt, die durch artgerechte Bienenhaltung wieder Biene und Natur, statt massigen Honigerträgen und Profiten, in den Vordergrund stellt. Die eigenständige Bienenhaltung wird durch einfache Haltungskonzepte für alle Menschen ermöglicht. Große Vorkenntnisse und viel Zeit werden dafür nicht benötigt. Menschen, die Bienen ein Zuhause geben, gehen damit aktiv gegen das Bienensterben vor. Sie tragen zum Erhalt der Biodiversität bei, erleben in der Stadt ein einzigartiges Naturschauspiel und können eigenen Honig ernten. Das sichert die Selbstversorgung mit Honig für eine Familie oder eine WG und die Nachbarn können sich auch über ein Glas Honig freuen.

So erlebt die Biene gerade jetzt, vor allem in der Stadt, eine Renaissance und steht als Sympathieträger für Umwelt sowie Artenschutz.

Zahlen und Fakten

Foto: Stadtbienen e.V.
Foto: Stadtbienen e.V.

rund um die Biene…

  • Die Honigbiene ist nach Rind und Schwein das drittwichtigste Nutztier für den Menschen
  • In Europa sind 75 % der Kultur- und Nutzpflanzen von der Bestäubung der Bienen abhängig.
  • 4.000 Obst- und Gemüsesorten in Europa sind von der Bestäubung von Bienen abhängig
  • Eine einzige Biene bestäubt bis zu 2.000 Blüten, ein ganzes Volk schafft bis zu 20 Mio. Blüten pro Tag.
  • Für 500g Honig fliegt ein Bienenvolk rund 60.000 km, das entspricht 1,5 mal um die Erde.
  • Der volkswirtschaftliche Nutzen der Bestäubung beträgt 2 Milliarden Euro in Deutschland und weltweit ca. 256 Milliarden Euro

rund um das Bienensterben…

  • Seit den späten 1990er-Jahren berichten Imkerinnen und Imker weltweit von einem Rückgang der Bienenpopulationen und einer ungewöhnlich hohen Sterberate ihrer Honigbienen-Völker.
  • In den letzten 65 Jahren ist ein deutschlandweiter Rückgang der Bienenvölkerzahl um 80 % zu verzeichnen
  • Die Sterberaten in Deutschland liegen bei bis zu 30 % pro Jahr
  • Gründe für das Bienensterben sind Krankheiten und Parasiten wie die Varroamilbe, aber auch Pestizidbelastung und Monokultur in der Landwirtschaft bedrohen die Bienen.

zur Situation in Deutschland…

  • Die Zahl der Imker*innen in Deutschland steigt wieder, vor allem junge Menschen und verstärkt Frauen setzen sich für die Biene ein
  • Statistisch gesehen konsumiert jede*r Deutsche 1 kg Honig pro Jahr
  • 80 % des in Deutschland konsumierten Honigs wird aus Südamerika importiert
  • Zahlreiche Städte küren sich selbst zur bienenfreundlichen Stadt und fördern die Verbreitung nektarreicher Pflanzen

Angebote und Projekte des Stadtbienen e.V., wie die Bienenbox, Kurse, Angebote für Schulen, Organisationen und Kommunen, Community-Bildung und Forschungsprojekte finden Sie unter www.stadtbienen.org

Interview mit Johannes Weber – Gründer des Stadtbienen e.V. und Erfinder der BienenBox

Wie bist du zur städtischen Bienenhaltung gekommen?

Johannes Weber, Gründer von Stadtbienen e.V. und Imker
Johannes Weber, Gründer von Stadtbienen e.V. und Imker

Meine ersten Kontakte zu Bienen hatte ich in meiner Kindheit durch meinen Großvater. Er war Imker und erklärte mir das Wesen der Biene und deren Bedeutung für die Menschheit. Mit meinem Umzug in die Großstadt verlor ich zunächst den Kontakt zu diesen Tieren und erst durch den Aufbau eines urbanen Gartens in meiner Mietergemeinschaft fing ich wieder an, mich mit der Bienenhaltung zu befassen. Über Recherchen fand ich heraus, dass in Zeiten des anhaltenden Bienensterbens die Stadt als optimaler Rückzugsort für die Biene gilt, da sie dort von Monokultur und Pestizidbelastung in der Landwirtschaft verschont bleibt. Fasziniert durch diese Erkenntnis fing ich an, mich mehr mit der Bienenhaltung im städtischen Raum zu befassen.

Wie kam die Idee für die BienenBox?
Als ich mit der Imkerei begann, habe ich mich zunächst mit verschiedenen Bienenbehausungen beschäftigt. Für die Bienenhaltung an meinem Balkon gab es jedoch keine optimale Behausung. So begann ich eine eigene Behausung zu konstruieren und habe dabei Ideen von anderen Systemen aufgegriffen und mit den gesammelten Erfahrungen kombiniert. Daraus ist die BienenBox entstanden, die meinen Bedürfnissen einer einfachen, artgerechten und flexiblen Bienenhaltung gerecht wurde.Johannes Weber, Gründer von Stadtbienen e.V. und Imker

Was ist das besondere an der BienenBox?
Bei der Konstruktion der BienenBox war mir primär wichtig, eine einfache und artgerechte Bienenhaltung zu ermöglichen. Die Bienen sollten optimalen Raum finden, der z.B. Naturwabenbau ermöglicht und vor allem durch die Überwinterung auf eigenem Honig zur Stärkung des Immunsystems der Biene beiträgt. Mir war es wichtig, durch einen flexiblen Aufbau eine Anbringung am Balkon, auf dem Dach sowie im Garten zu ermöglichen. Dadurch soll es noch mehr Menschen, vor allem im städtischen Raum, möglich gemacht werden, Bienen zu halten.

Warum hast du den Stadtbienen e.V. gegründet?
Johannes Weber, Gründer von Stadtbienen e.V. und ImkerIch habe den Verein gegründet, weil ich der Überzeugung bin, dass die Thematik des Bienensterbens uns alle etwas angeht und es Organisationen wie den Stadtbienen e.V. geben muss, um diese Thematik stärker in die Öffentlichkeit zu tragen. Meine Vision ist es, die Bewegungen, die in den letzten Jahren entstanden sind, zu vernetzen, um einen möglichst flächendeckenden Austausch zu fördern. Außerdem will ich Aufräumen mit dem Vorurteil, dass Bienenhaltung kompliziert und arbeitsintensiv ist. Jede*r kann imkern, wenn er sich der Verantwortung bewusst ist und sich mit dem Wesen der Biene beschäftig. Wichtig finde ich auch, die Bienenhaltung im städtischen Raum gemeinsam mit anderen zu erforschen und Gesetzeslagen im Mietrecht dahingehend zu beeinflussen, dass Bienenhaltung in der Stadt verbreitet und anerkannt wird.

Welche Erfolge hat der Stadtbienen e.V. bereits zu verzeichnen?
Ich war selbst erstaunt, wie viel Anklang die Idee gefunden hat, nachdem ich das Konzept der BienenBox vor 2 Jahren veröffentlicht hatte. Ich bekam sofort positive Resonanz. Es kamen Leute auf mich zu, die ebenfalls Bienen an ihrem Balkon halten wollten. Andere fanden die Idee großartig und haben mich ermutigt, weiter zu machen. Durch ein Stipendium bei “social impact start” habe ich intensive Beratung und konkrete Unterstützung im Aufbau der Organisation erfahren. Das neue Corporate Design erhielten die Stadtbienen bzw. die BienenBox durch einen Wettbewerb (Karma Branding) der HTW Berlin. SAP bat mich, einen Workshop zu geben. Auf dem Betriebsgelände in Süddeutschland stehen jetzt sechs BienenBoxen, die durch die Mitarbeiter*innen betreut werden. Den jüngsten Erfolg stellt ein renommierter Umweltpreis (Green Tec Award) dar, der die Idee der BienenBox als “einfach aber genial” bezeichnet. Weitere Kooperationen sind in Planung und es gibt noch viele Ideen umzusetzen.

Was sagen deine Freunde und vor allem deine Nachbarn zu deinen Bienen am Balkon?
Natürlich ist das Interesse sehr groß, wenn man so ein neues Haustier hat, welches aus 20.000 einzelnen Bienen besteht, die in einer Box am eigenen Balkon hängen. Dies gilt auch für meine Nachbarn, die mehr Interesse an der Thematik, als Angst vor Honigbienen haben.
Zu Beginn habe ich meine Nachbarn dennoch informiert. Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie viel Vorurteile es gegenüber Bienen gibt. Und wie oft die Honigbiene mit der Wespe verwechselt wird, die durch ihre aggressive Art der Biene ein schlechtes Image verpasst.

Ist die Bienenhaltung gefährlich?
Nein ganz bestimmt nicht. Die Biene sind friedfertige Insekten und keineswegs aggressiv. Viele Menschen verwechseln die Bienen mit Wespen, die ihnen beim Frühstück die Marmelade streitig machen oder an der Eisdiele nerven. Die Bienen konzentrieren sich ausschließlich auf die Blüten in ihrer Umgebung. Dennoch bietet es sich in der Anfangszeit an, beim Öffnen der Behausung, einen Schleier zu tragen um ruhig mit den Bienen arbeiten zu können.

Welchen Ratschlag gibst du Menschen, die an der Bienenhaltung interessiert sind?
Zu Beginn sollte man sich der Verantwortung bewusst sein, die ein solches Lebewesen mit sich bringt. Auch wenn der Arbeitsaufwand der BienenBox mit 20 Stunden im Jahr sehr gering ist, muss man sich zuvor mit der Theorie beschäftigen und zu bestimmten Zeiten im Jahr bei den Bienen sein. Gerade im ersten Jahr, wenn alles noch neu ist, braucht es mehr Aufmerksamkeit. Aber es lohnt sich. Selbst nach 3 ½ Jahren der Bienenhaltung an meinem Balkon erlebe ich immer wieder Neues, wenn ich die Bienen mit einem Kaffee in der Hand beobachte. Wenn sich die neuen Bienenbetreuer*innen also ein wenig informiert haben und die Rahmenbedingungen wie Standort, Nachbarn usw. geklärt sind, kann’s losgehen. Am besten zum Saisonstart im Monat Mai, wenn die Biene dabei ist, sich durchs Schwärmen zu vermehren. Ich wünsche viel Freude.

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