Mit den Temperaturen steigt das Keim-Risiko
Der Spätsommer zeigt sich von seiner schönsten Seite. Die Temperaturen steigen noch einmal auf 30 Grad Celsius. Ein Picknick, grillen im Garten – solche Verabredungen sind jetzt beliebt. Doch mit den Temperaturen steigt auch das Risiko, dass das Essen krank macht: Bakterien wie Salmonellen und Campylobacter können Durchfall und Erbrechen verursachen. Der Zusammenhang zwischen warmem Wetter und vermehrt auftretenden Infektionen durch Lebensmittelkeime ist nun wissenschaftlich belegt.
Infektionen steigen in den warmen Monaten
Eine aktuelle Untersuchung, veröffentlicht im Fachmagazin Scientific Reports, zeigt: Die Zahl der Menschen, die unter einer Salmonellen- oder Campylobacter-Infektion leiden, nimmt mit der ansteigenden Umgebungstemperatur im Frühling und Sommer zu – mit einer durchschnittlichen Verzögerung von rund fünf Wochen. Aus früheren Studien war bereits bekannt, dass derartige Erkrankungen zwischen Frühjahr und Herbst vermehrt auftreten. Ein direkter Bezug zur Umgebungstemperatur war jedoch noch in keiner Studie hergestellt worden. Wissenschaftler des Instituts für Lebensmittelqualität und -sicherheit der Tierärztlichen Hochschule Hannover (TiHo) und des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) haben diesen Zusammenhang deshalb nun genauer untersucht.Bild: © A.Bruno – fotolia.com
Tierische Lebensmittel besonders gefährdet
Salmonellen und Campylobacter sind Bakterien, die vor allem auf Lebensmitteln tierischen Ursprungs siedeln – etwa auf Fleisch, Eiern oder Milch. Sie können leicht übertragen werden.
- Salmonellen: Sie befinden sich bei Geflügel in den Organen, im Darm oder auf den Federn. Sie können bereits im Huhn in das Ei oder auf die Eischale gelangen. Während des Schlachtens können sie auf das Fleisch und so in die Lebensmittelkette gelangen. Bei Wärme, dazu reicht schon Zimmertemperatur aus, können sich Salmonellen sprunghaft vermehren. Geflügelfleisch und Speisen mit rohem Ei, etwa Tiramisu oder Majonäse, müssen deshalb stets gut gekühlt werden.
- Campylobacter: Bei Campylobacter-Bakterien ist die richtige Lagerung der Lebensmittel dagegen weniger entscheidend. Nach dem derzeitigen Stand der Wissenschaft können sie sich auf den Lebensmitteln selbst nicht weiter vermehren. Sie kommen vor allem im Kot von Tieren vor. Beim Schlachten oder Melken können sie in die Lebensmittel gelangen – etwa über Fliegen. „Der saisonale Anstieg von Campylobacter-Infektionen könnte unter anderem mit einer vermehrten Aktivität von Fliegen in den wärmeren Wochen erklärt werden“, schreibt das BfR deshalb.
Die Gefahr ist nicht zu unterschätzen
Salmonellen und Campylobakter gehören weltweit zu den häufigsten Erregern bakterieller Durchfallerkrankungen. Mit ihnen ist nicht zu spaßen: In großen Mengen und besonders bei bereits geschwächten Menschen können sie zu Erbrechen, Fieber, Bauchschmerzen und starkem Durchfall führen. Gefährdet sind vor allem kleine Kinder, ältere und chronisch kranke Menschen – bei ihnen ist das Risiko besonders hoch, dass es zu schweren Krankheitsverläufen kommt. In Deutschland traten offiziell allein im vergangenen Jahr 13 823 Salmonellen- sowie 70 190 Campylobacter-Infektionen auf. Das geht aus dem Infektionsepidemiologischen Jahrbuch des Robert-Koch-Instituts (RKI) hervor. Ärzte sind dazu verpflichtet, ihnen bekannt gewordene Infektionsfälle an die Gesundheitsämter zu melden. Das RKI in Berlin sammelt die Daten für das gesamte Bundesgebiet. Anzunehmen ist, dass die Zahlen sogar noch höher liegen, denn nicht alle Betroffenen gehen mit den genannten Beschwerden zum Arzt.
Quelle: Stiftung Warentest