50 Gramm Zucker müssen reichen
Zucker macht glücklich und verleiht Energie – doch zu viel kann auch krank machen. Die Folge: Haushaltszucker wird zunehmend aus Lebensmitteln verbannt und durch Stoffe wie Aspartam, Isomalt und Stevia ersetzt. Welche Vor- und Nachteile haben Süßstoffe und Zuckeralkohole? Sind alternative, als natürlich geltende Süßungsmittel wie Honig oder Agavendicksaft besser geeignet? Helfen Zucker-Ersatzstoffe tatsächlich gegen Übergewicht?
Ein halber Liter Apfelsaft oder eine Tafel Vollmilchschokolade reichen aus – schon ist die empfohlene Tagesdosis Zucker ausgeschöpft. Mehr als 50 Gramm am Tag sollten es nicht sein, rät die Weltgesundheitsorganisation. Kürzlich legte sie die Latte noch höher. Ideal sei es, sich auf 25 Gramm Zucker zu beschränken – ein hehres Ziel, um Übergewicht und Folgeerkrankungen zu bekämpfen. Die Realität sieht anders aus: Jeder Deutsche konsumiert täglich an die 100 Gramm. Süßigkeiten, Getränke und Backwaren liefern Zucker satt.
Industrie setzt auf Süßungsmittel statt Zucker
Die Lebensmittelindustrie bietet Auswege aus dem von ihr erzeugten Überfluss: mit zuckerreduzierten oder -freien Produkten. Süßstoffe und Austauschstoffe sparen Kalorien und schonen Zähne. Bunte Slogans (siehe oben) verheißen Genuss ohne Reue. Aspartam, Cyclamat, Sorbit und Co. gelten als Zusatzstoffe. EU-weit ist festgelegt, in welchen Lebensmitteln sie eingesetzt werden dürfen. Süßungsmittel sind kaum noch wegzudenken. Laut Süßstoff-Verband steckt der größte Teil in Getränken. Auch Bonbons und Kaugummis kommen fast alle zuckerfrei daher. Die Biobranche lehnt solche Zusatzstoffe ab. Sie setzt auf Honig, Sirup und Dicksaft. Diese gelten als natürlich. Kalorien lassen sich mit ihnen aber kaum verringern.
Zucker vs Süßungsmittel
Lässt sich der Zucker aus der Rübe wirklich ersetzen? Wer mit Süßungsmitteln backt oder kocht, weiß: So einfach ist das nicht. Zucker gibt Körper, stabilisiert und konserviert. Problemlos funktioniert der Austausch bei Flüssigkeiten: „Die Masse des Zuckers wird durch Wasser ersetzt, die Süße durch Süßstoff“, sagt Heidrun Mund, Geschäftsführerin des Süßstoff-Verbands. Doch nur Zucker verleiht blitzschnell Energie, hebt die Stimmung. Es gibt die Einfachzucker Glukose und Fruktose. Gepaart werden sie zu Saccharose, Kristallzucker. Alle liefern pro Gramm 4 Kilokalorien.
Verzehren wir Süßes, erwartet das Gehirn einen Energieschub. Bei Süßstoffen bleibt er aus: Sie haben oft null Kalorien. Studien zufolge regt das den Appetit eher an. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfahl Süßstoffe früher zum Abnehmen, äußert sich heute aber zurückhaltender. „Wenn man sie verwendet, dann nur so viel wie nötig“, sagt DGE-Sprecherin Antje Gahl. Die französische Agentur für Lebensmittelsicherheit, Anses, wird deutlicher: Süßstoffe hätten keinen positiven Effekt auf das Gewicht, den Blutzucker von Diabetikern oder das Auftreten von Diabetes 2.
Quelle: Stiftung Warentest