Die „Initiative Tierwohl“ startet
Die konventionelle Tierhaltung steht immer wieder in der Kritik. Nun haben Landwirte, Lebensmittelhändler und Fleischwirtschaft die „Initiative Tierwohl“ gestartet, um für Schweine und Geflügel bessere Haltungsbedingungen zu erreichen. Dafür zahlen große Handelsketten künftig 4 Cent pro Kilo Fleisch extra.
Große Supermarktketten sind an Bord
Aldi, Edeka, Kaiser’s Tengelmann, Kaufland, Lidl, Netto Marken-Discount, Penny, Real und Rewe machen mit. Seit Januar zahlen sie 4 Cent pro verkauftem Kilogramm Fleisch in einen Fonds ein. Von dem Geld sollen Schweine-, Hühner- und Putenhalter profitieren, die bestimmte Maßnahmen umsetzen. Schweinemäster zum Beispiel müssen Staub und Lärm in einem für die Tiere unschädlichen Bereich halten und an einem Überwachungsprogramm zum Antibiotikaeinsatz teilnehmen. Sie haben auch mindestens ein Kriterium zu erfüllen, das über die gesetzliche Norm hinausgeht: mehr Platz im Stall oder mehr Futtervielfalt. Wie viele Landwirte teilnehmen werden, bleibt abzuwarten. Sie können sich ab April registrieren.
Kein Label vorgesehen
Nach den Tierwohl-Kriterien erzeugtes Schweinefleisch ist voraussichtlich im Sommer bei den teilnehmenden Handelsketten erhältlich, Geflügelfleisch im Herbst. Ein Label oder Logo soll es nicht geben. Der Verbraucherzentrale Bundesverband kritisiert, dass nicht erkennbar werde, wo „mehr Tierschutz drin ist“ und hält die Anforderungen für zu gering. Geflügel- und Schweinefleisch dürfte durch die Initiative teurer werden, vermutet der Deutsche Bauernverband.
Flächendeckende Veränderung nicht zu erwarten
Der Präsident des Thünen-Instituts, Professor Folkhard Isermeyer, begrüßt, dass der Handel Verantwortung zeige. Das Bundesforschungsinstitut beschäftigt sich unter anderem mit Landwirtschaftsthemen. Für eine flächendeckende Veränderung der Nutztierhaltung reiche die Initiative noch nicht aus, so Isermeyer. „Es wird entscheidend sein, ob sich der Handel eines Tages dazu durchringt, nur noch unter erhöhten Standards erzeugtes Fleisch zu verkaufen.“ Dafür müsste er deutlich mehr Geld verlangen. Erst dann würden alle Nutztiere von den Maßnahmen profitieren.
Weitere Infos zur “Initiative Tierwohl” finden Sie hier: www.initiative-tierwohl.de
Quelle: Stiftung Warentest